"Ich bin Autodidakt; „mein eigener Schüler“, dass heißt, kein Mensch hat mich gelehrt, sondern Gott pflanzte in meine Seele den Heldengesang – sagte Phemios, der Sänger von Ithaka, und diese Worte veranlassen Odysseus, ihn zu verschonen."
(Die Töchter der Erinnerung" - Treneseny Waldapfel)

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"Autodidakten übertreiben immer"
(Theodor Fontane)

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"Gekreuzigte Nike" 

Acryl auf Karton auf Holz montiert

145 x 62 cm

2000

 

 

 

Gerd W. Volkmar - Kunsthistoriker zur Ausstellungseröffnung am 19.10.99 in der Sparkasse - Hauptgeschäftsstelle Moritzhof - Chemnitz

 

Dies ist heute die dritte Eröffnung einer Exposition der Chemnitzer Künstlerin Helga Gruber in diesem Jahr.
Mancher wird sich fragen:
Ist das nicht Schnell- und Vielmalerei?
Übersteigerter Öffentlichkeitsdrang oder gar Inflation künstlerischer Werke?

Ich meine NEIN!
Zwei triftige Gründe stehen dagegen:
Zu einem werden bisher noch nie ausgestellte frühe Pastelle von 1995 und neueste Arbeiten dieses Jahres gezeigt., die Anfangs- und Endpunkt bisherigen Schaffens sind. Zum anderen ist dies hier in ihren Kernpunkten die erste umfassende Zusammenschau des Werkes der Künstlerin nach fünf Jahren.
Zu früh?

Ich meine wieder NEIN!

Die Vita der Künstlerin Helga Gruber macht dies deutlich: 1991 verschlug es die, 1952 in Kolbermoor  Oberbayern geborene Bürokauffrau von München nach Chemnitz. Nach langjährigen begeisterten autodidaktischen Versuchen begann 1995 eine intensive Auseinandersetzung mit der Malerei.

Bei ihrer ersten kleinen Ausstellung im Juni 95 sagte ich damals, dass sich da ein ganz eigenwilliges Talent mit ungewohnter künstlerischer Sichtweise und eigenständiger Formensprache entwickeln könnte.

Die Sinne haben mich nicht getäuscht!
Bereits ein Jahr später legte sie mir eine dicke Mappe mit der Bemerkung vor: ,,i bewerb mi jetzt beim Chemnitzer Künstlerbund"


Meinem stirnrunzelnden Hinweis "Manchmal ist weniger mehr!" ignorierend, klemmte sie sich ihre Zeichenmappe unter den Arm und stellte sich frohen Mutes der Aufnahmekommission.

Vor die recht ungewöhnliche Wahl gestellt, sich einer einjährigen Kandidatur zu unterziehen oder ad hoc aus ihrer Vorlage die drei Arbeiten, die der Kommission noch nicht fertigen schienen, wegzulegen, entschied sie sich - wie könnte es anders sein - für die letztere Möglichkeit.

Ich weiß bis heute noch nicht, ob das weibliche Kriegslist war oder Intuition.

Jedenfalls, seit 1998 ist Helga Gruber inzwischen Vorstandsmitglied und stellvertretende Vorsitzende sowie Projektleiterin des Chemnitzer Künstlerbundes.

Sie ist also kein sogenanntes, wie so oft im bürgerlichem Kunstbetrieb früher abwertend bezeichnetes "Malweib", dass vom Streben nach hehrer Kunst beseelt ist, sondern eine Seiteneinsteigerin mit urbaner Kraft und Mut zum Engagement.

Der Surrealist Max Ernst sagte sinngemäß:

"Ein Maler will wissen was er will Ein Maler ist verloren, wenn er weiß was er will!"

Genau dieses Schaffensprinzip der Dominanz des Emotionalen und nicht der Kopflastigkeit ist charakteristisch für das Oeuvre der Helga Gruber.

Kunst nicht aus dem Kopf sondern aus dem Bauch, aus dem Gefühl heraus.
Das mag angesichts der Vielzahl der Zeichen und Symbole in ihrer Bildersprache etwas verwirrend klingen.
Deutlich wird das jedoch über die bei den kleinen Bilder- „Kokon I“ und „Kokon II – Die Metamorphose“..